In einer Gesellschaft, die gekennzeichnet ist durch eine hohe Lebenserwartung und dem Wunsch, auch im fortgeschrittenen Alter weitgehend gesund und selbstbestimmt zu leben, gewinnt das Thema Rehabilitation zunehmend an Bedeutung und nimmt im Bereich der allgemeinen Gesundheitsversorgung einen hohen Stellenwert ein.
Die Lebenssituation jedes Einzelnen hat sich stark verändert: Demographischer Wandel, längere Lebensarbeitszeit, Verdichtung von Arbeitsprozessen, digitale Transformation, die Corona-Pandemie und der Angriffskrieg auf die Ukraine mit allen seinen Folgen setzen neue Rahmenbedingungen in unserem gelebten Alltag. Alles dies beeinflusst auch die Anforderungen an die Rehabilitation. Sie muss auf neue Krankheitsbilder reagieren und neue Methoden und Therapien etablieren.
Hinzu kommen gesetzliche Änderungen in der Prävention und Rehabilitation, die die Reha-Träger und Reha-Kliniken vor neue Herausforderungen stellen: Das Flexirentengesetz, das Bundesteilhabegesetz, das Teilhabestärkungsgesetz und das Gesetz Digitale Rentenübersicht (TRIO-Gesetz) setzen neue Schwerpunkte, beziehen die Rehabilitanden unmittelbar in den Entscheidungsprozess ein und stärken ihre Rechte.
Vor dem Hintergrund dieser Rahmenbedingungen gilt es für die Rehabilitation zunächst, die Stärkung der Qualität ihrer Leistungsangebote und Prozesse sicherzustellen. Gleichzeitig muss sie die Erweiterung des Angebots von maßgeschneiderten und passgenau abgestimmten Therapiekonzepten sowie der Ausarbeitung von Sonder- und Präventionskonzepten forcieren, gekoppelt mit dem Anspruch, auch digitale Lösungen bereitzustellen. Eine moderne, zeitgemäße Rehabilitation muss sich an neuen Indikationen, neuen Therapiemodellen, neuen Verfahrensweisen und einer neuen Austarierung von stationär und ambulant orientieren. Zentral bleibt der Auftrag, jeder und jedem Einzelnen die Teilhabe am Erwerbsleben zu ermöglichen und die individuellen Bedarfe der Versicherten in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See legt in diesem Zusammenhang einen besonderen Fokus darauf, vorhandene Versorgungsdefizite zu erkennen und Anpassungen zeitnah umzusetzen. Wichtig dabei ist, dass alle im Gesundheitswesen tätigen Akteure Hand in Hand arbeiten und sich die angebotenen Leistungen ineinander verzahnen. Für eine solche Vernetzung stehen im Verbundsystem der Knappschaft-Bahn-See mit der KNAPPSCHAFT als Krankenversicherung, der Rentenversicherung, Krankenhausbeteiligungen, eigenen Reha-Kliniken und einem eigenen Sozialmedizinischen Dienst alle relevanten Akteure unter einem Dach zur Verfügung.
Im Bereich der wichtigen Gesundheitsprävention hat die Knappschaft-Bahn-See unter anderem ein Konzept entwickelt, das ein stationäres Modul mit digitalen Elementen verbindet, so dass die Versicherten das Bewegungs-, Ernährungs- und Stressbewältigungsprogramm vorteilhaft in ihre berufliche und persönliche Lebenssituation integrieren können. Auch die Stärkung der Reha-Nachsorge wird zunehmend wichtiger. Die üblichen stationären face-to-face-Angebote der Rentenversicherung reichen nicht mehr aus, um den vorhandenen Bedarf an zeitgemäßen Reha-Leistungen zu decken. Daher bietet die Knappschaft-Bahn-See den Versicherten an, den vor Ort in der Reha-Klinik erzielten Rehabilitationserfolg durch ein digitales App-Angebot nachhaltig zu sichern.
Zusätzlich konzipiert die Knappschaft-Bahn-See in trägerübergreifender Zusammenarbeit mehrere Modellprojekte im Rahmen des Bundesprogramms „rehapro“, die auf die Bedürfnisse einer modernen Rehabilitation abgestimmt sind und die neuen Entwicklungen antizipieren.
Ein Modellprojekt beschäftigt sich dabei mit der Medienabhängigkeit bei Kindern und Jugendlichen. Bisher fehlen für dieses im digitalen Zeitalter und durch die Pandemie noch verstärkte wichtige Thema entsprechende Rehabilitationskonzepte. Bei einem zweiten Modellprojekt steht die psychische Gesundheit im Fokus der Konzeptentwicklung. Hier geht es der Knappschaft-Bahn-See insbesondere darum, durch alternative Versorgungspfade die negativen Folgen einer verzögerten Versorgung und Teilhabefähigkeitsverluste zu verhindern. Ein drittes Modellprojekt beinhaltet die Entwicklung und Erprobung einer innovativen individualisierten Trainingstherapie im Rahmen der Rehabilitation und Nachsorge bei chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD).
„Die Rehabilitation wird in den kommenden Jahren einer der zukunftsträchtigsten Bereiche innerhalb der Deutschen Rentenversicherung und auch innerhalb der Leistungsbereiche der Knappschaft-Bahn-See werden.“
Andreas Gülker, Mitglied der Geschäftsführung
31.12.2022 | ||
Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe | ||
Anträge im Bereich der Rentenversicherung | 82.341 | |
Bewilligungen im Bereich der Rentenversicherung | 62.414 | |
Durchführungen im Bereich der Rentenversicherung | 67.038 | |
Anträge im Bereich der Krankenversicherung | 31.033 | |
Bewilligungen im Bereich der Krankenversicherung | 23.651 | |
Durchführungen im Bereich der Krankenversicherung | 22.219 | |
Jahresergebnis der knappschaftlichen Rentenversicherung | ||
Reha-Budget | 142,0 Mio. Euro | |
Einnahmen | 2,0 Mio. Euro | |
Leistungsausgaben | 128,6 Mio. Euro | |
Jahresergebnis der allgemeinen Rentenversicherung | ||
Reha-Budget | 233,2 Mio. Euro | |
Einnahmen | 6,6 Mio. Euro | |
Leistungsausgaben | 182,4 Mio. Euro | |
Jahresergebnis der Krankenversicherung | ||
Reha-Budget | 105,2 Mio. Euro | |
Leistungsausgaben | 104,9 Mio. Euro |
Insgesamt | 90.689 | |||
davon | Medizinische Rehabilitation der Rentenversicherung | 43.991 | ||
Medizinische Rehabilitation der Krankenversicherung | 23.651 | |||
Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben | 12.620 | |||
Präventionsleistungen* nach § 14 SGB VI | 1.182 | |||
Kinderrehabilitation | 941 | |||
Onkologische Nachsorgeleistungen (incl. Arbeitsgemeinschaft für Krebsbekämpfung NRW) | 6.160 | |||
Ergänzende Leistungen zur Rehabilitation (Funktionstraining und Reha-Sport) | 2.144 |
* In den Zahlen für Präventionsleistungen und für Kinder-Rehabilitation sind auch ganztägig ambulante sowie ambulante Leistungen enthalten