Die ehemaligen historischen regionalen Knappschaften sowie heute die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See haben in ihrer langen Geschichte traditionell verschiedene Zweige der sozialen und gesundheitlichen Fürsorge sowie später des Sozialversicherungssystems unter einem Dach als Verbundsystem vereint. Das macht die Knappschaft-Bahn-See nicht nur zur ältesten, sondern auch zu einer einzigartigen Sozialversicherung in Deutschland. Das Verbundsystem ist seit jeher ihr Markenzeichen.
Als einziger Sozialversicherungsträger in Deutschland deckt der Verbund der Knappschaft-Bahn-See drei zentrale Leistungsbereiche der Systeme der gesetzlichen Sozialversicherung ab:
Rentenversicherung,
Kranken- und Pflegeversicherung und
Gesundheitsversorgung durch ein Medizinisches Kompetenznetz, bestehend aus
Krankenhausbeteiligungen,
Rehabilitationskliniken,
einem eigenen Sozialmedizinischen Dienst und
niedergelassenen Ärzten, mit denen die Knappschaft-Bahn-See besondere Verträge unterhält, den sogenannten Knappschaftsärzten.
Kein anderer Sozialversicherungsträger kann seinen Versicherten so umfassend Gesundheitsdienstleistungen anbieten wie die Knappschaft-Bahn-See.
Das Verbundsystem der Knappschaft-Bahn-See und insbesondere das Medizinische Kompetenznetz der KNAPPSCHAFT dienen heute zur Erprobung und Durchführung innovativer Gesundheitsmodelle und Gesundheitsverfahren in einer alternden Gesellschaft. Das knappschaftliche Verbundsystem, das heute im Bereich seiner Krankenversicherung KNAPPSCHAFT ein Versichertenklientel betreut, welches elf Jahre älter ist als im Durchschnitt der übrigen gesetzlichen Krankenversicherung und deren Versicherte eine zweieinhalb Mal höhere Pflegeprävalenz aufweisen, nimmt mit ihrer Versichertenstruktur heute schon den demographischen Wandel in unserem Land vorweg. Spätestens in zehn Jahren, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in die leistungsintensiven Altersstufen kommen, wird es vor allem in der Gesundheitsversorgung zu Engpässen kommen, die mit den konventionellen, gegliederten und sektorierten Organisationsstrukturen nicht bewältigt werden können.
Insgesamt ist das deutsche Gesundheitswesen jedoch noch immer und trotz jahrzehntelanger Beratung durch eine starke sektorale Gliederung geprägt, die zu Brüchen in den Versorgungsabläufen bis zur fragmentierten Versorgung und somit zu Effizienz- und Effektivitätseinbußen sowie Qualitätsverlusten führt. Hier stecken große Effizienzreserven des Systems der gesetzlichen Krankenversicherung und die größten Bremsklötze für eine konsequente Patientinnen- und Patientenorientierung.
Für eine strukturelle Weiterentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung ist es entscheidend, zwischen den unterschiedlichen Fachdisziplinen, Organisationen und Einrichtungen des Gesundheitswesens und zwischen dessen Versorgungsbereichen, von der Prävention über die ambulante und stationäre Versorgung bis in angrenzende Versorgungsbereiche wie die Pflege oder Rehabilitation hinein Brücken zwischen den Versorgungsinseln zu bauen.
Versorgungsmanagement und integrierte Versorgungsmodelle setzen an dieser Stelle an. Wir als KNAPPSCHAFT betreiben beides erfolgreich seit mehr als zwanzig Jahren.
Ohne die Möglichkeiten des Verbundsystems, in dem die Knappschaft-Bahn-See als Gesamtträger und die KNAPPSCHAFT als Krankenversicherung und Teil des Trägers als zweigübergreifender Versicherer und Versorger zugleich auftritt, wären die Erfolge zum Beispiel im Bereich der Gesundheitsnetze prosper und proGesund für eine Integrierte Patientenversorgung nicht möglich. Alleine im Jahr 2020 haben die prosper und proGesund-Netze insgesamt einen Netzerfolg von rund 30 Millionen Euro erwirtschaftet. Der erwirtschaftete Erfolg bedeutet, dass ein Netzversicherter im Jahr 2020 um durchschnittlich 113 Euro niedrigere Leistungsausgaben verursacht hat als ein vergleichbarer Versicherter außerhalb der Netze – bei höherem Versorgungsniveau und höherer Patientenzufriedenheit.
Aus unserer Sicht ist es wichtig, solche Lösungsansätze zu forcieren und durch die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen zu fördern. Ein erster und schnell umsetzbarer Ansatz könnte in der Umgestaltung des Innovationsfonds in Richtung eines Innovationsbudgets bestehen. Dies würde den Krankenkassen finanzielle Mittel verschaffen, um für die Menschen vor Ort bedarfsgerechte Lösungen weiterzuentwickeln.