Digitale Transformation ist bei der Knappschaft-Bahn-See eine Angelegenheit, welche das gesamte Arbeits- und Leistungsspektrum unseres Verbundsystems betrifft. Dabei ist es ganz sicher ein Thema technischer Herausforderungen. Doch darüber hinaus geht es um einiges mehr. Digitale Transformation umfasst auf vielen Ebenen einen Kulturwandel, der einiges verändert:
Kundenansprache,
Kundenzugang,
Kundenverhalten
Arbeitsorganisation
Denk- und Arbeitsweisen,
Führungsmethoden,
Neue Lösungen für neue Herausforderungen.
Digitale Transformation ist dauerhaft, jeden Tag, überall und mit einem Perspektivwechsel in Richtung noch mehr Kundenzentrierung verbunden.
Aus diesem Grunde und um die digitale Transformation der Knappschaft-bahn-See zu begleiten, voranzutreiben und zu steuern, wurde vor zwei Jahren die Fachstelle Digitale Transformation ins Leben gerufen. Mit mittlerweile sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Aufgaben für einige mehr, soll sie weiter wachsen.
Die Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen trägt natürlich zu Effizienzsteigerungen bei. Das allein ist aber nicht Kern der digitalen Transformation. Vielmehr sollen Prozesse, Mitarbeiter, Versicherte, Leistungserbringer und Träger der Sozialversicherung so miteinander vernetzt und verzahnt werden, dass der gewonnene Mehrwert dem Einzelnen und der Solidargemeinschaft zugutekommt.
Bislang sind die verschiedenen Sozialversicherungsträger zumeist nicht mehr als Kostenträger und lediglich das letzte Glied der Kette, welches die Rechnung übernimmt. Aber damit springt eine moderne Sozialversicherung zu kurz. Die Kranken- und Pflegeversicherung KNAPPSCHAFT zum Beispiel versteht sich als Versorgungsgestalter und nicht als reiner Financier von Kassenleistungen.
Eine Krankenversicherung, die daten- und evidenzbasiert und somit sehr gezielt an der Gesundheitskompetenz von Versicherten arbeitet, hat ganz andere Möglichkeiten der Einflussnahme auf Versorgungsqualität und Kostenstrukturen als eine Kasse, die lediglich ihre Verwaltungsprozesse automatisiert.
Mit Blick auf die stete Weiterentwicklung von Technologien sowie Arbeits- und Führungskonzepten ist eine Anpassung, Erweiterung oder gar Neukonzeption klassischer Geschäftsmodelle für die meisten Unternehmen wie auch die Knappschaft-Bahn-See unumgänglich. Der hierfür nötige Umbau von Organisations- und Managementstrukturen sowie die Veränderung von Führungsstilen, Arbeitsweisen, Denk- und Handlungsmustern bedarf dabei sowohl klarer Vorgaben und Richtlinien in Bezug auf den nötigen Wissenserwerb durch Weiterbildung und Qualifikation als auch der Etablierung eines unternehmensweiten Austauschs und Wissenstransfers.
Wichtig in einer daher notwenigen Digitalstrategie sind aber auch Themen wie Agilität und Flexibilität auf allen Ebenen, mit flachen Hierarchien, agilen Arbeits- und Entwicklungsmethoden, mit unternehmensweit tiefverwurzelten digitalen Prozessen und Workflows sowie mit kundenzentrierten Prozessen, die interne und externe Kunden genau da abholen, wo sie stehen.
Flexible Arbeitszeiten sowie mobile Arbeitsorte bedingen neue Formen der Zusammenarbeit, abseits persönlicher Präsenz. Hierbei sind Führungs- und Strukturprinzipien – aufbauend auf Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität – vonnöten, die im Hinblick auf Produktivität und der Zufriedenheit aller zu gestalten sind. Die hierfür zu etablierenden, neuen Führungsansätze werden unter dem Begriff „Digital Leadership“ zusammengefasst, dessen Kernelemente neben dem Ausbau von Stärken und der Formulierung langfristiger Visionen auch die Förderung von Begeisterung sowie eine ausgeprägte Kundenzentrierung sind.
Der traditionell auf externe Kunden bezogene Begriff der Kundenzentrierung wird überdies ausdrücklich auch auf unternehmensinterne Dienstleister-Kunden-Beziehungen ausgeweitet. Ansätze wie das sogenannte „Design Thinking“, also das Finden von aus Kundensicht befriedigenden Lösungen, das schnelle Erstellen von Zwischenergebnissen und Prototypen, um Kundenreaktionen zu testen und das schnelle Aussortieren und Weiterentwickeln von Ideen, Produkten oder Geschäftsmodellen, auch als „Fail Fast“ bezeichnet, zielt dabei auf die Schaffung eines tiefen Verständnisses des Kundennutzens.
Mit dem Wissen um die Vielzahl der bei der Knappschaft-Bahn-See bereits angestoßenen Digitalaktivitäten ergab sich mit Gründung der Fachstelle Digitale Transformation die Notwendigkeit zur Sammlung und Bündelung dieser Aktivitäten. Eine zentrale Aufgabe der Fachstelle ist daher eine möglichst umfassende Bestandsaufnahme von Art, Umfang und Fortschritt aller bereits laufenden, anstehenden oder angedachten digitalen Projekte und Ideen. Die zu diesem Zweck initiierte Sachstandserhebung wird seit Jahresbeginn kontinuierlich weitergeführt und liefert wertvolle Informationen über den aktuellen Stand und Reifegrad der digitalen Transformation der KBS, der als neue Kenngröße Eingang in die Balanced Scorecard der Knappschaft-Bahn-See findet.
Die Hauptakteure der gemeldeten Digitalaktivitäten werden von der Fachstelle Digitale Transformation dazu ermutigt, sich untereinander auszutauschen und zu vernetzen, während sich die Fachstelle anbietet, die digitalen Projekte und Ideen zu begleiten und bei Bedarf zu coachen. Der hierbei auf verschiedenen Ebenen entstehende Rahmen des gegenseitigen Austauschs bietet ferner die Chance, mögliche Synergien zu erkennen und einen roten Faden der fortschreitenden digitalen Transformation der Knappschaft-Bahn-See zu spinnen.
Im eigenen Intranetauftritt mit integriertem Blog berichtet die Fachstelle Digitale Transformation über ihre Tätigkeiten und die vielfältigen Themen rund um die digitale Transformation. Gleichfalls sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Knappschaft-Bahn-See dazu aufgerufen, sich via Gastbeitrag aktiv am Austausch und Wissenstransfer zu beteiligen. Pro Woche werden bis zu zwei Beiträge veröffentlicht und seit Inbetriebnahme Ende 2019 gab es nahezu 50.000 Zugriffe.
Des Weiteren plant und veranstaltet die Fachstelle Digitale Transformation Workshops und Fachveranstaltungen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Führungskräften die vielfältigen Themen und Aspekte der digitalen Transformation nahezubringen. Die Resonanz auf eine Pilotveranstaltung zum Thema „Social Media“, bei der erstmals auch per Video in die Regionen übertragen wurde, war überaus positiv. Als Mix aus realer und virtueller Veranstaltung kann sie – mit Blick auf die weiterhin andauernde Ausnahmesituation – durchaus als Blaupause für zukünftige Veranstaltungen herangezogen werden.
In der ihr zugedachten Rolle als Vorbild und Vorreiter bei der Umsetzung neuer Ideen und Techniken soll die Fachstelle Digitale Transformation durch Experimentieren, Ausprobieren und Vorantreiben gangbare Wege, Grenzen und Möglichkeiten der digitalen Transformation aufzeigen. In diesem Sinne nahmen Vertreter Abteilung Kranken- und Pflegeversicherung der Knappschaft-Bahn-See sowie der Fachstelle Digitale Transformation im September 2019 am „Healthcare Hackathon“ teil. Mit dem Thema „Rechte und Rollen im digitalen Gesundheitswesen“ zählte die Knappschaft-Bahn-See sogar zu den Gewinnerteams. Die Bundesregierung rief im März 2020 zum „#WirVsVirus“-Hackathon auf, um Ideen und Lösungen zur Bewältigung der Corona-Krise zu erarbeiten. Hier war die Fachstelle Digitale Transformation Teil einer mit mehr als 28.000 Menschen großen Teilnehmerzahl eines bis dato einzigartigen, vollständig digitalen Events.
Die Fachstelle Digitale Transformation bietet sich als Berater und Coach im Themenkomplex der digitalen Transformation mit besonderem Blick auf die IT-Strategie der Knappschaft-Bahn-See an und forciert in diesem Zusammenhang die Entwicklung einer unternehmensweit greifenden Digitalstrategie. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Transformation der Knappschaft-Bahn-See vom traditionsreichen Sozialversicherungsträger zur modernen, digitalen Verwaltung.
Silos aufbrechen, alte ausgetretene Pfade verlassen und neue Wege finden – es steht außer Frage, dass dies nicht immer einfach ist und durchaus unbequem werden kann. Ziel ist es jedoch, das Unternehmen und seine Strukturen nachhaltig zu modernisieren und die technologischen Möglichkeiten und methodischen Ansätze mit aller Konsequenz umzusetzen und zu leben, um aus einer visionär formulierten Digitalstrategie eine moderne Unternehmensphilosophie werden zu lassen.
Angesichts der sich immer schneller drehenden Digitalwelt ist eine solche Digitalstrategie niemals festgeschrieben und muss stattdessen offen für Anpassungen an neue Entwicklungen sein. Sie ist die Grundlage für den Umgang mit dem steten digitalen Wandel im Allgemeinen und der Implementierung der digitalen Transformation bei der Knappschaft-Bahn-See im Besonderen.