In der öffentlichen Wahrnehmung wird die geringfügige Beschäftigung, also die Minijobs, häufig mit Tätigkeiten für Frauen gleichgesetzt. Die Mehrzahl der Minijobber sei weiblich, heißt es. Doch wie hat sich in der Praxis die Zahl der weiblichen Minijobber entwickelt? Gibt es Unterschiede bei Minijobs im gewerblichen Bereich und in Privathaushalten und welche regionalen Unterschiede sind beim Frauenanteil zu erkennen?
Die Analyse ergibt ein differenzierteres Bild: Seit dem Start der Minijob-Regelungen im Jahr 2003 hat sich sowohl im gewerblichen Bereich als auch in Privathaushalten der Frauenanteil deutlich verringert. Bei den gewerblichen Minijobs ist neben dem Anteil auch die absolute Zahl der weiblichen Minijobber zurückgegangen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen stieg im gleichen Zeitraum stark an.
Seit der Einführung der jetzigen Minijob-Regelung hat sich der Frauenanteil sowohl im gewerblichen Bereich als auch in Privathaushalten insgesamt verringert.
Regional gibt es beim Frauenanteil in Minijobs deutliche Unterschiede: In den östlichen Bundesländern fällt der Frauenanteil geringer aus. Insbesondere in Bayern sind hohe Frauenanteile in Minijobs zu beobachten.
Auch heute üben noch immer überwiegend Frauen Minijobs aus. Im gewerblichen Bereich sind von den insgesamt rund 6,67 Millionen Minijobbern knapp 58,9 Prozent weiblich. In den Privathaushalten fällt dieser Anteil noch höher aus. Hier sind rund 90,4 Prozent von rund 310.000 Minijobbern weiblich.
(Dez. 2018)
Männer | |
Frauen |
Für eine Einschätzung, ob das Arbeitsmarktinstrument „Minijobs“ für diesen erhöhten Frauenanteil verantwortlich ist, ist ein Blick auf die Entwicklung der Minijobberzahlen nützlich.
Im gewerblichen Bereich lag die Anzahl der weiblichen Minijobber im Jahr 2004 bei 4,35 Millionen. Im Jahr 2018 dagegen hatten nur noch knapp 3,93 Millionen Frauen einen Minijob. Da im gleichen Zeitraum zudem die Zahl der männlichen Minijobber um fast eine Viertelmillion auf 2,74 Millionen anstieg, reduzierte sich seit Einführung der Minijobs in Deutschland der Frauenanteil erheblich. Dieser lag im Jahr 2004 mit 63,3 Prozent um knapp 4,7 Prozentpunkte über dem Wert von heute.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf die Entwicklung bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Während sich von 2004 bis heute die Zahl der weiblichen Minijobber im gewerblichen Bereich um fast zehn Prozent reduzierte, stieg im gleichen Zeitraum die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen um mehr als 28 Prozent an: Übten im Jahr 2004 rund zwölf Millionen Frauen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aus, so sind es aktuell bereits mehr als 15 Millionen. Auch der Frauenanteil erhöhte sich bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. Im Gegensatz zum Rückgang bei den Minijobs stieg dieser von 45,6 auf 46,0 Prozent an.
In den Privathaushalten hat sich – trotz eines starken Anstiegs der angemeldeten Minijobberinnen – der Frauenanteil ähnlich entwickelt. Auch hier reduzierte sich der Anteil der weiblichen Beschäftigten von 93,2 Prozent im Dezember 2004 auf 90,4 Prozent im Dezember 2018.
Aus dem Meldebestand der Minijob-Zentrale lässt sich ermitteln, wie viele Minijobber in einzelnen Postleitzahlregionen gemeldet sind. Mit diesen Daten kann auch der jeweilige Frauenanteil ermittelt werden.
Der Frauenanteil bei Minijobs in den östlichen Bundesländern fällt deutlich geringer aus als in den übrigen Bundesländern.
Minijobs im gewerblichen Bereich / Frauenanteile
Westdeutschland 59,5 %
Ostdeutschland (incl. Berlin) 54,8 %
Am geringsten fallen diese Anteile mit etwa 52 Prozent in zwei Berliner Regionen aus. Auch in Rostock, Frankfurt/Oder und Oranienburg sind vergleichsweise wenig Frauen in einem Minijob beschäftigt. In den alten Bundesländern sind die Frauenanteile in den Großstädten Stuttgart, Hannover und Bremen am niedrigsten. Hier liegt der Frauenanteil in Minijobs zwischen 56 und 58 Prozent.
Am höchsten fallen dagegen die Frauenanteile in Minijobs in Regionen des Bundeslandes Bayern aus. In Passau, Amberg und Rosenheim sind mehr als 63 Prozent der Minijobber weiblich. Spitzenreiter ist Passau mit einem Frauenanteil bei den Minijobs von 66,2 Prozent.
Vergleicht man die regionalen Frauenanteile in Minijobs mit der regionalen Arbeitslosenquote, so fällt auf, dass diese nicht miteinander korrelieren. In den neuen Bundesländern ist die Arbeitslosenquote vergleichsweise hoch, der Frauenanteil bei Minijobbern jedoch relativ gering. Im östlichen Bayern dagegen ist die Arbeitslosenquote vergleichsweise hoch, der Frauenanteil bei den Minijobs jedoch auch. Und in den Ballungsräumen sind sowohl die Arbeitslosenquoten als auch die Frauenanteile bei Minijobs relativ niedrig.